Bernhard E. Bürdek: Design auf dem Weg zu einer Disziplin

Gegen die Beliebigkeit

Rezension von Petra Eisele

Dass Design dabei ist eine eigene Theorie auszubilden, die Design als Disziplin bestimmen und im Kontext anderer Wissenschaften verorten kann, ist schon seit einiger Zeit Thema im designwissenschaftlichen Diskurs. Welche designtheoretischen Methoden und Ziele jedoch konkret ausgebildet wurden und wie der aktuelle status quo definiert werden kann, zeigt die Publikation »Design auf dem Weg zu einer Disziplin« von Bernhard E. Bürdek.

Ausgehend von der Frage, ob Design überhaupt eine eigenständige Disziplin sein kann oder nur inter-, trans- oder metadisziplinär oder gar nur undiszipliniert betrieben werden kann, zeichnet Bürdek zentrale designwissenschaftlichen Diskurse in ihrer historischen Entwicklung nach, wobei er sich aus einer künstlerisch, technischen und kulturellen sowie der seiner Meinung nach sträflich vernachlässigten ökonomischen Perspektive dem Thema nähert. Obwohl die rasant fortschreitende Globalisierung in Europa bereits zu einer De-Industrialisierung geführt hat und sich demzufolge eine kunsthandwerkliche Orientierung im Design (mitsamt Up- und Recycling-Verfahren) abzeichnet, plädiert Bürdek dafür, Gestaltung angesichts weiterhin rasant entwickelnder Technologien doch in erster Linie High-tech orientiert und die Rolle des Industrial Designers als Interpreten und Visualisierer von Technik zu begreifen.

Entsprechend plädiert er dafür, Design als Disziplin mit einer eigenständigen wissenschaftlichen Basis zu verstehen, die zunächst Grundbegriffe und Problemlösungsverfahren definiert, um überhaupt eine Grundlage für sich selbst, aber auch für den wissenschaftlichen Austausch mit anderen Disziplinen schaffen zu können. Schließlich seien Designer keine Generalisten, sondern Spezialisten, die sich heute entscheiden müssen: Zwischen belangloser Beliebigkeit, einem neuen Kunsthandwerk oder der Rolle eines kulturellen Vermittlers zwischen Technik und Nutzer.

In diesem Sinne sei dieses kenntnis- und detailreiche Werk nicht nur Designern, sondern auch Designwissenschaftlern empfohlen, die an Theoriebildung im Design — auch aus einer designhistorischen Perspektive – interessiert sind.

Bernhard E. Bürdek: Design auf dem Weg zu einer Disziplin
(Schriften zur Kulturwissenschaft, Bd. 94),
Hamburg: Verlag Dr. Kovac, 2012, 288 S.
ISBN 878-3-8300-6713-989
89,80 Euro