Call for Papers zur Jahrestagung 2022 "100 Jahre Rundfunk"

100 Jahre Rundfunk – Call for Papers

Aufruf der Gesellschaft für Designgeschichte e.V. zur Einreichung von Beiträgen für die Jahrestagung 2023

Dem Unsichtbaren eine Form zu verleihen, ist eine spannende Aufgabe – vor allem, wenn keine Vorbilder existieren und sich die Zeichenhaftigkeit schrittweise entwickeln kann. Die Entdeckung elektromagnetischer Wellen Ende des 19. Jahrhunderts und deren Nutzung für die Übertragung von Information gelten als technologische Initialzündung für den Rundfunk. Der Weg zu einem Massen- und Unterhaltungsmedium führte über den militärischen Sprechfunk, einen amtlich regulierten Wirtschaftsinformationsdienst und den illegalen Gebrauch des kostenpflichtigen Unterhaltungsrundfunks durch private Bastlervereinigungen in der Weimarer Republik. Die dann folgende schnelle Verbreitung des Radios erzeugte eine immense Vielfalt neuartiger Gerätschaften, grafischer Erzeugnisse, ambitionierter Inhaltsformate und bisher nicht gekannter Alltagsrituale. Neben Nachrichten, politischen Erklärungen, kulturellen Bildungsformaten oder Ratschlägen für den Alltag, etablierte sich Musik als ein tragendes Programmsegment. Nicht nur in der Unterhaltung wurde ein wichtiges Potenzial des Rundfunks erkannt. Bertolt Brecht forderte in seiner sogenannten Radiotheorie schon in den 1930er Jahren die Weiterentwicklung des Radios zu einem Kommunikationsmedium, das allen die Möglichkeit bietet, auch zu Sprecher/innen zu werden. Mit der propagandistischen Vereinnahmung des Hörfunks – Stichwort „Volksempfänger“ – im Nationalsozialismus nahm die Verbreitung der Technologie und die Aufstockung von Produktionskapazitäten nochmals an Fahrt auf. Dem gleichen Schema folgte die Konstruktion des Einheitsfernsehempfängers 1938. Das audiovisuelle Pendant zum Radiogerät setzte sich in Deutschland zwar erst nach dem Zweiten Weltkrieg durch, entfaltete dann jedoch eine lang anhaltende gesellschaftliche Tragweite.

Designhistorisch sind die im Bereich des Rundfunks entstandenen Objekte von Apparaturen in den Sendeanstalten bis hin zum Fernsehturm ebenso von Interesse wie die verschiedenen Empfangsgeräte. Gleiches gilt für visuelle Konzepte und Vermittlungsformen, Set-Designs, Maskottchen, das Branding und die markante Ausstattung von Fernsehshows oder die Gestaltung von funktionalen Klängen bzw. Jingles. Die Jahrestagung der Gesellschaft für Designgeschichte rückt zum hundertjährigen Bestehen eines regelmäßigen Programmbetriebs durch die Funk-Stunde AG die gestalterischen Entwicklungen von den 1920ern bis in die 2000er Jahre in den Fokus. Sie setzt sich unter anderem damit auseinander,

– wie den unsichtbaren magnetischen Wellen Form verliehen wurde,
– wie sich die Relation der Nutzenden zu ihren Geräten entwickelte,
– welche Konzepte verschiedene Akteure auch international etablierten,
– wodurch Designinnovationen die Mediennutzung veränderten,
– wie sich die Digitalisierung auf Geräte, Medien und Inhalte auswirkte,
– welche Bedeutung der Gestaltung bei der Etablierung neuer Rundfunkformate und Angebote zukam.

Die Jahrestagung der Gesellschaft für Designgeschichte 2023 findet am 2. und 3. Juni im Technoseum, Landesmuseum für Technik und Arbeit, in Mannheim statt (https://www.technoseum.de/). Das Haus ist Kooperationspartner der Tagung und besitzt durch die Übernahme der Sammlungen des Rundfunkmuseums Berlin und des Südwestfunks sowie der WEGA-Werksammlung einen umfassenden Objektbestand. Vom 17.11.2022 bis zum 12.11.2023 zeigt es die Sonderausstellung „Auf Empfang! Die Geschichte von Radio und Fernsehen“. Eine Führung ist Teil des Tagungsprogramms.

Um am Call for Papers für die Tagung teilzunehmen, senden Sie bitte einen Abstract mit bis zu 3.500 Zeichen, eine Kurzbiografie von maximal 800 Zeichen und Ihre Kontaktdaten (samt Telefonnummer) bis zum 10. März 2023 an: cfp@gfdg.org. Eine Beteiligung als Referent/in umfasst einen Vortrag mit maximal 20 Minuten Länge sowie die Publikation des Beitrags im Sammelband „GfDg Schriften 7“.