Im Februar 2008 wurde im Weimarer Haus Am Horn die Gesellschaft für Designgeschichte gegründet.
Die Gesellschaft für Designgeschichte (GfDg) versteht sich als offenes Forum und verfolgt das Ziel, die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Designs zu intensivieren. Sie soll Forschung und Praxis vernetzen und die öffentliche Auseinandersetzung mit Designgeschichte in der Bundesrepublik fördern. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk darauf, die Geschichte des Designs als geisteswissenschaftliches Fach an Universitäten und Hochschulen zu stärken, in Zusammenarbeit mit Museen an der Darstellung designgeschichtlicher Zusammenhänge mitzuwirken und die öffentliche Auseinandersetzung mit Designgeschichte in Deutschland zu unterstützen.
Forschung vernetzen
In Deutschland wird Designgeschichte an geisteswissenschaftlichen Universitäten meist nur sporadisch als Sonderfall der Kunst- und Architekturgeschichte ohne eigenen Lehrstuhl oder Zuständigkeitsbereich gelehrt. Auch die vorrangig praktisch orientierten Akademien und Gestaltungshochschulen räumen der Designgeschichte lediglich den Status eines Wissenschaftsmoduls innerhalb ihres Curriculums ein. Mit der Einrichtung von Akademie-Universitäten und der Zusammenführung von gestalterischen und wissenschaftlichen Fakultäten sind mittlerweile jedoch erste Lehrstühle für Designgeschichte und/oder Designtheorie/Kunstgeschichte entstanden, die ihre eigenen wissenschaftlichen Forschungsschwerpunkte ausbauen.
Auf universitärer Ebene will die GfDg dazu beitragen, ein eigenständiges wissenschaftliches Forschungsprofil für die Designgeschichte weiter zu entwickeln. Dazu ist neben einer inhaltlichen Vermittlungstätigkeit (Lehre, Tagungen, Publikationen) insbesondere die Förderung und Begleitung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern erforderlich (Promotion, PhD). Mit Hilfe der GfDg soll ein Forum für Designwissenschaftlerinnen und Designwissenschaftler entstehen, können Forschungsschwerpunkte erarbeitet und die Auseinandersetzung mit den Methoden der Designgeschichtsschreibung intensiviert werden.
Designgeschichte ausstellen
Zugleich soll der designhistorische Diskurs mit denjenigen Museen verstärkt werden, die durch Bewahrung und Präsentation von Designobjekten eine herausragende Rolle in der Vermittlung von Designgeschichte einnehmen.
Nirgendwo gibt es eine vergleichbare Dichte an Kunstgewerbe- und Design-Museen wie in Deutschland: Hauptsächlich dort wird Designgeschichte publikumswirksam vermittelt. Seit ihrer Entstehung im 19. Jahrhundert stehen die Kunstgewerbe- und Designmuseen jedoch auch in der Verantwortung, Designgeschichte und Designförderung miteinander zu verbinden, wobei sie sich heute von einer offensiven Wirtschaftsförderung – wie sie von den Design-Zentren geleistet wird – abgrenzen müssen.
Design-Museen stehen zudem vor der Aufgabe, die zunehmende Einbindung des Designs in die technischen, wirtschaftlichen, sozialen und psychischen Dimensionen unserer Alltagskultur zu vermitteln. Die traditionelle Orientierung an der Kunst und ihren Präsentationsformen reicht jedoch bei weitem nicht aus, um die historische Komplexität des Alltags der Dinge zu vermitteln, die in der geschriebenen Designgeschichte bislang nur ansatzweise thematisiert wird. Ebenso stellt die Digitalisierung der Dinge und Lebensbereiche neue Fragen an die Geschichte der Interaktionen mit Dingen.
Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt der designgeschichtlichen Förderung besteht in der Vernetzung und systematischen Ausarbeitung universitärer Designsammlungen sowie der zahlreichen, zumeist unerschlossenen Firmenarchive. Diese »unsichtbaren Sammlungen« erweitern den Fundus der Designgeschichte über die Museen hinaus.
Designgeschichte kommunizieren
Die Repräsentation der Designgeschichte in den Medien verfügt noch über Potentiale, denn der hohe Bekanntheitsgrad, den Design im allgemeinen Bewusstsein einnimmt, findet in der medialen Darstellung keinen vergleichbaren Niederschlag. Andererseits reichen die in der aktuellen Diskussion vermittelten Themen (Wirtschaft, Ökologie, Technik, Alltagskultur) weit über die akademisch übliche designhistorische Aufarbeitung hinaus und können der Designgeschichte wichtige Anregungen vermitteln. So hat die anglo-amerikanische Designgeschichte wesentliche Anregungen aus den »cultural studies« bezogen und eine soziale, technische und alltagskulturelle Betrachtungsweise entwickelt. Gerade weil die bundesdeutsche Designgeschichte ihre Themen vor allem aus der eigenen Geschichte bezieht, ist ein Austausch mit der Designgeschichtsschreibung außerhalb Deutschlands dringend erforderlich und soll entsprechend intensiviert werden.
Die angeführten Themen machen deutlich, wie stark die geisteswissenschaftlichen Forschungen zur Designgeschichte im zeitgenössischen Diskurs zu sehen sind. Neben der notwendigen Auseinandersetzung mit bekannten historischen Themen darf der gegenwärtige alltagskulturelle Zusammenhang als Grundlage für die Aktualität der Designgeschichte nicht vernachlässigt werden. Die Gesellschaft für Designgeschichte (GfDg) sieht ihre Aufgabe vornehmlich darin, neue Problemfelder zu artikulieren und zu vermitteln.