Schrift / Macht / Welten. Typografie und Macht

GfDg-Jahrestagung
am 4. und 5. Mai 2012
im Gutenberg-Museum, Mainz

Mit Beiträgen von Andreas Koop, Elisabeth Lilla Hinrichs, Stefan Meier, Ruedi Baur, Pierre Smolarski, Johannes Henseler, Andreas Uebele, Dan Reynolds, Martin Scholz, Johannes Bergerhausen, Akira Kobayashi, Albert-Jan Pool, Esther Cleven, Regula Stämpfli.

Schrift begegnet uns überall. Beim Lesen eines Zeitungsartikels, eines Romans oder eines Straßenschildes konzentrieren wir uns auf den Inhalt, ohne die Buchstaben und Zeichen bewusst wahrzunehmen. Schrift transportiert in erster Linie Inhalte, Buchstaben sind aber auch visuelle Zeichen. So gehen Typografinnen und Typografen selbstverständlich davon aus, dass die Wahl einer Schrift auch den Charakter eines Textes und damit einen Teil seiner Aussage mit gestaltet.

Der Blick aus der Perspektive der Designgeschichte auf das Phänomen „Typografie und Macht“ soll herausstellen, dass unser Umgang mit und unsere Rezeption von Schriften nicht alleine durch die ästhetischen Vorlieben einzelner Gestalterinnen und Gestalter geprägt ist, sondern auch durch schriftpolitische Diskurse.

So sind und waren wegweisende gestalterische Haltungen, eingebunden in gesellschaftliche Entwicklungen und Diskussionen, oftmals politisch motiviert – etwa das unbedingte Bekenntnis der gestalterischen Avantgarde zu Groteskschriften und konsequenter Kleinschreibung.

Dass Typografie keinesfalls neutral ist, verdeutlicht vor allem die machtpolitische Instrumentalisierung von Schrift, gerade in Deutschland: Wie ein tiefer Riss zog sich der Streit zwischen Fraktur und Antiqua bis weit ins 20. Jahrhundert, und bekanntlich wurde die Typografie auch von den Nationalsozialisten ideologisch aufgeladen. Heute manifestiert jede Wortmarke, die durch eine bestimmte Schrift ihren ganz eigenen Charakter erhält, das Wechselspiel zwischen Schrift und Macht, indem bestimmte Schriften unweigerlich die dazugehörigen Imaginationswelten evozieren. Aber auch die Kommunikationsguerilla begreift das Spiel mit großen Schrifttraditionen und/oder Logos als subversiven Kommentar zu Macht und Freiheit.

Call for Papers

Wir freuen uns auf Ihre Ideen zu folgenden Fragen- und Themenkomplexen:

Wie politisch ist Schrift?
Oder: Wer bestimmt die Schrift?

Wie spricht der Staat mit seinen Bürgern?
oder: Schrift und Gesetz

Welches Corporate für Deutschland?
Oder: Schrift und nationale Identität

Wie kommuniziert die Stadt?
oder: wandelnd zwischen intelligenten Fassaden und subversiven Icons

Welche Botschaften tragen wir auf der Haut?
oder: Trends, T-Shirts und Tattoos

Wer führt den Diskurs über Typografie?
oder: Meinungen und Meinungsmacher

Wer erinnert vergessene Sprachen und Schriftsysteme?
oder: Schrift und kulturelles Gedächtnis

Wem gehört das digitale Wort?
oder: Jahrzehnte nach dem propagierten „end of print“

Wie kommuniziert eine globalisierte Welt?
oder: Schrift in Zeiten von Unicode

Wem gehört die Schrift?
oder: Schrift und Urheberrechte

Tagungsprogramm
Abstracts
Plakat