Ausstellung im HfG-Archiv Ulm
Mit der Ausstellung „Der Ulmer Hocker: Idee – Ikone – Idol“ stellt das HfG-Archiv / Museum Ulm erstmals einen der bekanntesten an der Hochschule für Gestaltung Ulm (HfG) entstandenen Entwürfe in das Zentrum einer analytischen Darstellung.
Mittels eines multiperspektivischen Blicks auf die unterschiedlichen Bedingungen, die den Hocker ermöglicht haben, wird nicht nur ein Designklassiker verstehbar, sondern darüber hinaus auch ein originelles Modell von Geschichtsschreibung vorgestellt, das seinerseits Schule machen könnte.
Die Ausstellung ist in drei Bereiche unterteilt, die durch die Entstehungsgeschichte des Ulmer Hockers, berühmte Hocker-Vorbilder und zahlreiche zeitgenössische Adaptionen und Neuinterpretationen führen.
Der Bereich IDEE zeigt den Hocker in einem Spannungsfeld und deutet ihn als ein Erzeugnis unterschiedlicher Faktoren: Prominente Persönlichkeiten wie Max Bill, Hans Gugelot und Paul Hildinger werden als Urheber des Hockers ebenso beleuchtet wie innovative Technologie, die bei der Fertigung des Hockers zum Einsatz kam, sowie die ökonomische Situation der HfG Ulm, die eine permanente Unterfinanzierung zu bewältigen hatte und Multifunktionalität ebenso wie eine verbindende Fingerzinkung zum Wesensmerkmal des Hockers machte.
Insgesamt zehn Faktoren werden im Bereich IDEE gleichbedeutend nebeneinander ausgestellt – in Form von schriftlichen Dokumenten, Objekten, sowie von Fotografien aus der Entstehungszeit des Hockers.
Der zweite Bereich widmet sich dem Ulmer Hocker als IKONE. Hier werden zum einen zahlreiche Designgeschichten in Buchform aufgeblättert, die den Ulmer Hocker als einen Klassiker konstruieren und als Teil ihres jeweiligen Kanons inszenieren. Zum anderen werden Dutzende von Hockern gezeigt, die entweder zeitgenössische Varianten oder (fehlerhafte) Kopien oder Variationen oder Nachfolger des Ulmer Hockers sind. Diese lassen sich sämtlich mehr oder weniger direkt auf selbigen beziehen lassen und werden die Frage auf, was den Ulmer Hocker im Kern eigentlich ausmacht.
Der dritte und letzte Bereich thematisiert den Hocker schließlich als IDOL. In Anlehnung an die Dokumentation der historischen Nutzungen ermunterte ein öffentlicher Aufruf im Kontext der Ausstellungskonzeption gerade das Ulmer, seine modernen Nutzungen des Ulmer Hockers fotografisch mitzuteilen. Schwärmerische Verehrungen des Hockers sind ebenso gegenwärtig wie seine Nutzung als Lauf-Hilfe für Kleinkinder oder Turngerät für Erwachsene.
Die Ausstellung „Der Ulmer Hocker: Idee – Ikone – Idol“ wird durch einen Ausstellungskatalog ergänzt, der im Frühjahr 2022 im Verlag av edition erscheint.
Der Ulmer Hocker: Idee ─ Ikone ─ Idol
08. Oktober 2021 bis 27. Februar 2022
HfG-Archiv Ulm (Am Hochsträß 8, 89081 Ulm)
Di-Fr 11-17 Uhr
Mo Ruhetag
Text: Viktoria Lea Heinrich
Foto: Ausstellungsansicht, Der Ulmer Hocker (Ikone), HfG-Archiv, Foto Oleg Kuchar