Tagung der Gesellschaft für Designgeschichte in Aachen 2021 - Eröffnung durch die Vorsitzenden Prof. Dr. Melanie Kurz und Prof. Dr. Thilo Schwer

Freudiges Wiedersehen

Nach einem Jahr pandemiebedingter Pause fand die Jahrestagung der Gesellschaft für Designgeschichte am 29. und 30. Oktober wieder in Präsenz statt. Gastgebende Institution war 2021 die FH Aachen.

Die Vorträge thematisierten Standardisierung, Normung und Rastersysteme im Design des 20. Jahrhunderts.

Zu Beginn ging es um die schwierigen Anfänge für Typisierungsbestrebungen in der Gestaltung. Melanie Kurz stellte den langen Weg vom sogenannten Weltformat bis hin zur Papierformatnormung vor und erläuterte die Gründe für den weltumspannenden Erfolg der A-Formatreihe. Im Vortrag von Anke Blümm wurde der Begriff der Rationalisierung in den Blick genommen und aus internationaler Perspektive beleuchtet.

Unter dem Themenblock „Raster und Ordnungssysteme im Grafikdesign“ referierte Jonas Deuter über die Entwurfsprinzipien des Grafikdesigners Karl Gerstner. Rudolf Paulus Gorbach spannte den Bogen über weite Teile der Historie von grafischen Proportions- und Rastersystemen und führte dabei auch ganz neue Konzepte des Ordnens von Information an.

Das nächste Themenfeld ging auf den Menschen als Maßstab und Modell ein. Die „Kieler Puppe“ in Funktion des normierten Menschenabbilds und ihre Rolle bei der Produktentstehung bildeten den Schwerpunkt im Beitrag von Kilian Steiner.

Klaus Klemp berichtete über Raster und Modulsysteme im Möbeldesign, wobei er eine Fülle von Beispielen aus Ost und West vor Augen führte. Ernst Neuferts bekannte Bauentwurfslehre und die darin enthaltenen Maßverhältnisse standen im Fokus der Ausführungen von Michael Siebenbrodt.

Von Standardisierung in der Informationstechnologie handelte der dritte Tagungsblock.

Thilo Schwer reflektierte Entwicklungen der Computerhardware anhand designhistorischer Topoi wie etwa Systemdesign oder das offene Prinzip. Dabei stellte er die Vorteile von Rastern für vielfältige Produktsysteme heraus.

Im Anschluss daran führte Sebastian Randerath in die Designgeschichte des CSS-Formats bei der Webseitenerstellung ein und zeigte die Besonderheit dynamischer Raster auf.

Abschließend richtete sich der Blick auf Räume – genauer: auf Wohn- und Ausstellungssituationen. Hierzu widmete sich Linus Rapp der Professionalisierung im Bereich Ausstellungsgestaltung von 1949 bis 1969 sowie der Erzeugung von Ordnung in Messehallen. Im Zentrum der Erörterungen von Silke Haps steht der Verbundwerkstoff Platal des Stahlunternehmens Hoesch und das ökonomische Scheitern der Stahlhausidee.

Anlass für das Dachthema gab der Ausblick auf das 100-jährigen Jubiläum der Papierformatnormierung 2022. Pünktlich dazu soll der Tagungsband verfügbar sein und das erfreulich große inhaltliche Spektrum der Vortragsthemen einer noch größeren Öffentlichkeit zugänglich machen. Band 5 der GfDg-Schriftenreihe wird auch dieses Mal wieder im Verlag av edition erscheinen.