Über Begründungen in Entwurfsprozessen
Schriften 4, herausgegeben von Thilo Schwer und Melanie Kurz, erschienen im Verlag avedition, 2021.
Entwurfsprozesse können als Abfolge bewusst oder unbewusst gefällter Entscheidungen betrachtet werden. Unter dieser Perspektive ist die uns umgebende Welt der Artefakte das Resultat einer mehrfachen Wahl, die andere, uns meist unbekannte Personen bei der Gestaltung von Produkten, medialen Werken oder Gebäuden irgendwann einmal getroffen haben. Mit Blick auf das Design lässt sich feststellen, dass diese Weichenstellungen oftmals multikausal begründet sind. Neben ästhetischen spielen und spielten vor allem technische, ökonomische, gesellschaftlich-kulturelle, manchmal juristische, zeitweise aber auch verstärkt politische oder ökologische Bedingungen und Beweggründe eine Rolle. Obwohl sie zu Entscheidungen führen, die Designentwürfen ihre jeweilige Ausprägung und Erscheinung verleihen, sind die Gründe dafür am späteren Erzeugnis in der Regel kaum ablesbar. Vielfach lässt sich erst durch eine akribische designwissenschaftliche Untersuchung nachvollziehen, nach welchen Kriterien und aufgrund welcher Einflüsse bestimmte Ideen im Entwicklungsprozess als verwirklichungswürdig selektiert wurden. Das gilt insbesondere für Entwürfe, deren Entstehungszeitraum weit in der Vergangenheit liegt.
Mit Beiträgen von Leonie Häsler, Harald Hullmann, Hartmut Jatzke-Wigand, Klaus Klemp, Max Korinsky, Anneli Kraft, Melanie Kurz, Johanna Sänger, Pia Scharf, Thilo Schwer.
Die beiden Herausgeber Melanie Kurz und Thilo Schwer sind als Doppelspitze seit 2019 mit dem Vorsitz der Gesellschaft für Designgeschichte betraut.