GfDg-Jahrestagung
am 19. und 20. Mai 2017
in der Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach am Main, Offenbach am Main
Wie kaum eine andere kreative Praxis ist das Design mit dem gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Alltag verwoben. Technologischer Wandel, soziale Umwälzungen oder globale Krisen berühren das Design und fordern unaufhörlich Neubestimmungen heraus. So ist das Fach aktuell von Diskussionen brennender Themen wie Klimawandel, Ressourcenknappheit und Verteilungsgerechtigkeit geprägt. Ob Produkt-, Industrie-, Kommunikations- oder Modedesigner, ob Designberater oder Designaktivist, Designer reflektieren ihre Rolle innerhalb von Industrie, Warenkultur und Medien, probieren ihre Aufgabenbereiche und Arbeitsansätze umzumünzen. Big Data, das Internet der Dinge oder Smart Objects sind neue Gestaltungsfelder, die unterdessen komplexe Realitäten schaffen, deren Konsequenzen hinsichtlich Freiheit, Sicherheit und Selbstbestimmung dringend konfrontiert und diskutiert werden müssen. Design, so zeigt sich im Licht der digitalen Medien ganz besonders deutlich, kann nicht auf eindimensionale, problemorientierte Verfahren, standardisierte Methodensets oder gar die Gestaltung von Objekten reduziert werden.
Die Tagung „Designkritik“ stellt sich die Frage, in welchem Maße Designjournalismus und -kritik diesen veränderten, erweiterten, manchmal auch widersprüchlichen Designbegriff reflektieren und vermitteln können. Ausgangspunkt der Tagung soll insbesondere die aktuelle Krise der Medien und der dazugehörigen politischen wie kulturellen Institutionen sein. Zudem ist zu fragen, ob der kritische Journalismus insgesamt, eingeklemmt zwischen privatwirtschaftlicher Interessenpolitik und der Heterogenität der New Media (Social Media, Blogs und elektronische Zeitschriften), an Terrain verliert.
Kritisches Design entwickelt indessen eigene Handlungsfelder, um Einfluss auf gesellschaftliche, wirtschaftliche oder politische Prozesse zu gewinnen. Welche Art der Designkritik macht innerhalb dieser Konstellationen überhaupt noch Sinn? Muss die Designkritik heute nicht auf neuen theoretischen, strategischen wie methodischen Grundlagen arbeiten? Kann Designkritik innerhalb der aktuellen Medienlandschaft noch eine unabhängige Position beanspruchen oder muss sie parteiisch und spezifisch operieren?
Die Gesellschaft für Designgeschichte (GfDg) organisiert die Tagung „Designkritik“ in Kooperation mit der HfG Offenbach, die aktuell einen Masterstudiengang zum Thema „Designkritik“ und „Design kuratieren“ diskutiert. Das Spannungsfeld zwischen der erweiterten Designpraxis und der komplexen Medienlandschaft vor dem Hintergrund großer wirtschaftlicher und politischer Umbrüche soll während der Tagung einerseits im Hinblick auf eine neue Praxis der Designkritik, anderseits im Rückblick auf historische Bezüge zwischen Design, Medien und Gesellschaft erörtert werden.
Call for Papers
Die Gesellschaft für Designgeschichte (GfDg) und die Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach laden Sie herzlich dazu ein, einen Beitrag in Form eines theoretischen Vortrags oder eines Arbeitsberichts aus der Praxis einzureichen. Ihr Beitrag sollte nicht länger als ca. 20. Minuten dauern und einem der folgenden Sektionen bzw. Themenbereiche zugeordnet werden können:
1. Methoden und Strategien der Designkritik
Zu diesem Thema sind Beiträge erwünscht, die historischen und aktuellen oder auch möglichen Praktiken der Designkritik gewidmet sind. Es sollen Methoden der Recherche, der Analyse und Konzeption von Texten, Blogs, Journal-, Bild- und Videobeiträgen vorgestellt und diskutiert werden. Thematisiert werden können beispielsweise Text/Bild-Verhältnisse oder Diskrepanzen zwischen Wirklichkeit und Mediatisierung von Design. Kann Designjournalismus die Eigenlogik des Designs vermitteln? Was sind/waren die theoretischen Grundlagen der Designkritik, was macht/e Professionalität in der Designkritik aus?
2. Medien, Autoren und Institutionen
In diesem Themenbereich soll es vor allem um die Rolle des Autors gehen, seine Netzwerke, Autonomie und Wirkungskreise, sowie um die strategische Verortung von Designkritik im Medien-Markt. Wer schreibt/schrieb und welche Interessen sind damit verknüpft? Welche Chancen bieten New Media, welche Wirkung haben Intransparenz und Copyrightfragen? Ist Kennerschaft im Designjournalismus heute noch wirksam?
3. Design, Kritik, Gesellschaft
Hier stellt sich die Frage nach den Wechselbeziehungen zwischen Designkritik und den veränderten Designpositionen. Braucht Design Vermittler? In welchem Maße war die historische Designkritik gesellschaftlich engagiert, welche Zukunftsentwürfe oder Utopien wurden durch Designkritik formuliert? Hat Designkritik Aushandlungsprozesse zwischen Design und Gesellschaft vorangetrieben? Was wissen wir über das historische und über das aktuelle Publikum von Designkritik?
4. Entstehung und Geschichte der Designkritik
Design wird als relativ junge Disziplin erst seit dem 19. Jahrhundert von einer kritischen Reflexion begleitet. Es ist u. a. nach den Wechselbeziehungen zwischen einer kritischen Diskussion und den veränderten Designpositionen zu fragen und danach, welche Medien verwendet oder eigens dafür geschaffen werden und wie sich dies auf die designkritische Diskussion auswirkt.