Eugenio Vega: „De Weimar a Ulm“ – Von Weimar nach Ulm

Rezension von Bernhard E. Bürdek

So lautet der Titel eines Buches von Eugenio Vega, der wohl der bedeutendste Designtheoretiker und Designhistoriker in Spanien ist, er lehrt an der Universida Complutense in Madrid. Er leitet u.a. auch die Konferenz der Schulen für „Artes Plástica y Diseño“. Mythos und Realität des Bauhauses von 1919-1972 beschreibt mit großer Akribie Phänomene, die hierzulande schon verschiedentlich dargestellt wurden. Das Bauhausjahr 2019 war ja voll davon. Besonders interessant ist es, daß dies nunmehr ein Blick von außen (Spanien) darstellt und deshalb besonders aufschlußreich ist.

Vega beschreibt insbesondere die gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen in Deutschland, die die jeweiligen Schulen geprägt haben. Letztlich auch diejenigen die zur Schließung der beiden Institutionen in Weimar und Ulm geführt haben. Deutschland zwischen zwei Kriegen, Hoffnungen und Tragödien prägten das Land mit einschneidenden Wirkungen. Weimar als Ort und Institution beförderte Erwartungen und Wege zu einer Modernisierung der Gesellschaft.

Die Einführung eines Vorkurses für sämtliche gestalterischen Bereiche am Bauhaus war revolutionär und hatte nachhaltige Wirkungen in zahlreichen Ländern (England, USA, Deutschland aber auch asiatischen Ländern). Das Bauhaus war aber sehr modern in seinen Kommunikationsformen: die Bauhausbücher (zwischen 1925 und 1930),  diverse Ausstellungen, die erste im Jahr 1923, und überaus bedeutsam die Ausstellung im MoMA 1938) die zur Aufklärung von Öffentlichkeit und Politik beitragen sollten. Der Umzug von Weimar in die industrialisierte Stadt Dessau beförderte den Übergang von einer Kunstschule hin zu einer Design- und Architekturschule. In Dessau begann auch die Kommerzialisierung des Designs (Die Bauhaus GmbH) vermarktete eine Auswahl der an der Hochschule entstandenen Produkte.

Mit der Eröffnung der HfG Ulm (1955) wurde eine Kontinuität zum Bauhaus dargestellt, gleichwohl entwickelte sich diese Hochschule immer mehr zu einem Zentrum für die Verwissenschaftlichung und Industrieorientierung des Designs. Wobei die damals praktizierte „Steinbruchmentalität“ zu mannigfaltigen internen Streitigkeiten führte. Die HfG Ulm profilierte sich aber auch als eine Eliteschule (mit nur ca. 640 Studierenden). Nach deren Schließung Ende 1968 war dem Nachfolger das Institut für Umweltplanung an der Universität nur eine kurze Lebensdauer (bis 1972) gegönnt. Und auch das l´Institute de l´Environement (gründet vom ehemaligen HfG Dozenten Claude Schnaidt) existierte nur kurze Zeit. Gleichwohl orientierten sich zahlreiche Designschulen in Deutschland, England aber auch in Asien an dem „Ulmer Modell“. Der rapide Aufschwung der Industrie in zahlreichen Ländern beförderte dort die Rolle des Designs – Herbert A. Simon bezeichnete dies einmal als das „Universum des Artifziellen“. Das Buch beschreibt dies alles sehr fundiert, zwanzig Seiten Bibliographie zeugen von der Kompetenz des Autors – eine Übersetzung dieses Werkes wäre fürwahr wünschenswert.

Madrid 2019, Verlag Experimenta, ISBN 97884-18049095