Designentscheidungen – Tagungsthema der Gesellschaft für Designgeschichte e.V. – Beitrag von Leonie Häsler

Mode, Masche, Marketing

Designentscheidungen in der Textilindustrie am Beispiel der Handschin & Ronus AG

Leonie Häsler: „Designentscheidungen in der Modeindustrie sind viel weniger modisch motiviert als ökonomisch.“

Preview des Beitrags von Leonie Häsler zum Tagungsthema „Designentscheidungen und ihre jeweilige Begründung“ der Gesellschaft für Designgeschichte e.V.

Abstract:
Textiles Entwerfen für die Massenproduktion zeichnet sich durch Wiederholung und Variation aus, neue Entwürfe bauen auf alten auf und ändern sich nur minimal. Ebenso wie der Herstellungsprozess ist auch der Entwurfsprozess stark formalisiert und standardisiert. Er folgt der Taktung des Modesystems, das mehrmals im Jahr Musterungen vorgibt. Gestalterische Entscheidungen werden nicht allein von der Designerin getroffen, ebenso bestimmen Verkaufszahlen vorangegangener und Prognosen zukünftiger Modelle, Modetrends, die Fabrikinfrastruktur und die Zielgruppe, in welcher Form und Farbe ein Kleidungsstück schließlich in den Verkauf geht. Der Vortrag rekonstruiert das Netzwerk ökonomischer, modischer und technischer Faktoren am Beispiel der Strickerei „HANRO“ und zeigt, dass Designentscheidungen in einem Industriebetrieb in einem kollektiven (Aushandlungs-)Prozess gefällt werden, in dem Marketing, Direktion, der Maschinenpark sowie externe Faktoren ebenso viel, wenn nicht mehr Einfluss üben auf den Entwurf als die Designabteilung.

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Vita von Leonie Häsler
Leonie Häsler arbeitet am Lehrstuhl Geschichte und Theorie der Gestaltung an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie lehrt im Bereich Materielle Kultur, Design und Mode. Zuvor war sie am Institut Experimentelle Design- und Medienkulturen an der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW Basel beschäftigt. Dort erforschte sie das ehemalige Firmenarchiv der Textilfabrik „HANRO“. Leonie Häsler promoviert an der Universität Basel. Ihr Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit dem Entwurfsgefüge in einer Textilfabrik und bewegt sich an der Schnittstelle von Design- und Medientheorie. Kürzlich erschien der Aufsatz „Im Lichte der Geschichte. Die Nachttischlampe Nr. 702 und ihre Autorschaft, in: Rehm, Robin u. Christoph Wagner (Hg.): Design-Patente der Moderne. 1840–1960, Berlin: 2019, S. 324–329.

Text: Leonie Häsler