Dauerausstellung, Werkbundarchiv – Museum der Dinge © JF / Museum der Dinge.

Stellungnahme

zum Verlust der Ausstellungs-, Arbeits- und Archivflächen des Werkbundarchivs – Museum der Dinge

Kurz vor dem Jubiläum zu seinem 50-jährigen Bestehen wurden dem international renommierten Berliner Werkbundarchiv – Museum der Dinge (https://www.museumderdinge.de/) die Räumlichkeiten in der Oranienstraße 25 gekündigt. Die für die kommenden Jahre geplanten und zum Teil schon gestarteten Projekte wie Ausstellungen, Veranstaltungen sowie Kooperationen sind durch die überraschend vorzeitige Auflösung des Mietvertrags gefährdet. Der Vorstand und wissenschaftliche Beirat der Gesellschaft für Designgeschichte e.V. rufen daher zur Unterstützung und zum Erhalt dieser besonderen Institution mit ihrer Sammlung von Produkten der Alltagskultur auf.

Mit Gründung des Deutschen Werkbundes im Jahr 1907 als Vereinigung von Gestalter/innen und Hersteller/innen zur Verbesserung industrieller Gebrauchsgegenstände wurde ein designhistorischer und ökonomischer Meilenstein gesetzt, der unsere Alltagswelt bis heute prägt. Das Werkbundarchiv – Museum der Dinge steht in der Tradition dieser demokratischen und verantwortungsvollen Gegenwarts- und Zukunftsgestaltung. Die Ausstellungen, Tagungen, Veranstaltungen, Veröffentlichungen und Aktivitäten zur kulturellen Bildung haben das Haus zu einem wichtigen Baustein eines deutschen sowie internationalen Diskurses über die Zukunft unserer Dingwelten gemacht. Das Museum verhandelt nicht nur Designpreziosen, sondern befasst sich schwerpunktmäßig mit der Form und Bedeutung trivialer Alltagsgegenstände, also den Dingen realer Lebenswelten. Zudem ist es mit seiner Bibliothek, den dort verwahrten Nachlässen, den materiellen Sammlungen, Grafik-, Foto-, Audio- und Videobeständen ein wichtiger Ort designhistorischer Forschung.

Dass es dazu adäquater Räumlichkeiten bedarf, steht außer Frage. Zu dem jetzt genutzten und gekündigten Standort muss eine passende Alternative bis zu dem für 2027 geplanten Umzug in einen Pavillon auf der Karl-Marx-Allee gefunden werden. Es wäre ein großer Verlust, wenn eine solche Institution für mehrere Jahre unsichtbar und nicht handlungsfähig bliebe. Wir rufen dazu auf, die öffentliche Präsenz des Werkbundarchivs – Museum der Dinge zu erhalten. Darüber hinaus bittet die Gesellschaft für Designgeschichte e.V. ihr Netzwerk und ihre Mitglieder, Kooperationsmöglichkeiten zu prüfen.

Dies erscheint umso wichtiger, da gerade ein Museum, das sich der alltäglichen Produktkultur widmet und über Jahrzehnte zu einer festen Institution in Kreuzberg, Berlin, Deutschland und darüber hinaus Anerkennung erlangte, ohne Unterbrechung erhalten bleibt. Die Zugänglichkeit für die interessierte Öffentlichkeit und Forschung ist von hohem Interesse, darum sollten die Objekte nicht für Jahre in Depots verschwinden.

Vorstand und wissenschaftlicher Beirat der Gesellschaft für Designgeschichte e.V. im Dezember 2022

Abbildung: Dauerausstellung, Werkbundarchiv – Museum der Dinge © JF / Museum der Dinge.