Jahrestagung im Werkbundarchiv – Museum der Dinge, Berlin in Kooperation mit der weissensee kunsthochschule berlin
Anlässlich des 2026 zu feiernden 80-jährigen Gründungsjubiläums der weißensee kunsthochschule berlin widmete sich die Gesellschaft für Designgeschichte im Rahmen ihrer diesjährigen Jahrestagung den unterschiedlichen Ausbildungszielen in West- und Ostdeutschland. Dabei kooperierte sie mit dieser wichtigen Ausbildungsstätte sowie dem Werkbundarchiv – Museum der Dinge. Ein Thema und ein Setting, das offensichtlich auf großes Interesse stieß, denn die Konferenz war ausgebucht.
Zum Auftakt begrüßten die GfDg-Vorsitzenden Prof. Dr. Thilo Schwer und Dr. Theres Rohde die Teilnehmenden. Danach stellte Florentine Nadolni, Leitung Werkbundarchiv Museum der Dinge, die neu bezogenen Räume des Werkbundarchivs in der Leipziger Straße vor und präsentierte das aktualisierte Ausstellungskonzept des offenen Depots sowie die Werkstatt der Dinge als Raum für Vermittlungsarbeit. Dr. Angelika Richter, Präsidentin der weißensee kunsthochschule berlin, gab spannende Einblicke in die Geschichte der Hochschule und einen Ausblick auf das anstehende Jubiläumsjahr.
Im ersten Block der Tagung ging es anschließend um Ausbildungsziele an westdeutschen Hochschulen: Prof. Dr. Thilo Schwer stellte zum Einstieg die Frage, wie sich die Methoden des Entwerfens durch KI verändern und wie diese Schlüsselkompetenz in der Gestaltung zukünftig gelehrt werden könnte. Am Beispiel des integrativen Lernens im ersten Studienjahr an der HfG Offenbach diskutierte er diesen Themenkomplex, bevor in den drei folgenden Vorträgen die HfG Ulm im Zentrum des Interesses stand. Dr. Martin Mäntele stellte das Ausbildungskonzept der HfG Ulm vor. Dr. Linus Rapp sprach am Beispiel von Ulm über die Vermittlung von Ausbildungszielen in Ausstellungen und zog internationale Parallelen. Der Vortrag von Dr. Christopher Haaf untersuchte die diskursiven Verbindungen zwischen dem internationalen Designverband ICSID und dem „Ulmer Modell“ hinsichtlich den Zielen der Designausbildung auf.
Eine vergleichende Perspektive wählte Silke Ihden-Rothkirch in dem sie die Lehrkonzepte von Werner Glasenapp an der Folkwangschule für Gestaltung Essen und von Rudi Högner an der Hochschule Weißensee gegenüber stellte. Prof. Dr. Siegfried Gronert beleuchtete das Wirken des Bauhauses auf den Hochschulstandort Weimar. Nachdem in der DDR die Versuche einer Neubelebung gescheitert waren, wurde erst nach der Wiedervereinigung eine Fakultät für Gestaltung eingerichtet. 1996 erfolgte schließlich sogar die Umbenennung der gesamten Hochschule in Bauhaus-Universität Weimar.
Im dritten Block stellte Xymena Gendera die Ausbildung und Sichtbarkeit von Gestalterinnen am Beispiel der Werk(kunst)schulen in Krefeld, Düsseldorf und Köln zwischen 1950 und 1970 vor. Viktoria Heinrich arbeitete In ihrem Beitrag das Lehrmodell von Hans Roericht an der HdK Berlin als bewusstes Gegenmodell zur Ulmer Hochschullehre heraus.
Zum Ausklang des ersten Tages wurden die Teilnehmenden der Tagung durch die Leiterinnen des Werkbundarchivs Museum der Dinge, Florentine Nadolni und Imke Volkers, durch die Dauerausstellung am neuen Standort in der Leipziger Straße geführt.
Am Samstag standen nach einem gemeinsamer Besuch der spannenden Sonderausstellung „Milieudinge von Klasse und Geschmack“ im Werkbundarchiv Museum der Dinge, geführt vom Kurator Alexander Renz, drei weitere Vorträge auf dem Programm.
Sandra Bischler-Hartmann und Katrin Stowasser lenkten am Vormittag den Blick auf die Schweiz. So wurden die Lehrpraktiken an der Basel School of Design mit dem Ulmer-Modell verglichen und der erste, von Willy Guhl eingerichtete, Schweizer Studiengang für Produktgestaltung in Zürich in den Blick genommen.
Zum Ende der Tagung resümierte Prof. Dr. René Spitz zehn Jahre Forschung zur Zukunft des Designstudiums durch die iF Design Foundation. Sein Beitrag reflektierte kritisch und zugleich unterhaltsam die Erkenntnisse der seit 2016 durchgeführten Studien.
Mit einer Abschlussdiskussion und lebendigem Netzwerken in der Mittagspause fand die GfDg-Jahrestagung 2025 ihren Ausklang.
Im Anschluss an die Mittagspause zogen sich schließlich die Mitglieder der GfDg zu ihrer Mitgliederversammlung zurück. Hier berichtete der wiedergewählte Vorstand über erfolgreich eingeworbene Drittmittel und gab einen Ausblick auf das Jahr 2026.
Die GfDg dankt dem Werkbundarchiv Museum der Dinge für die Gastfreundlichkeit und den Referent:innen der Tagung für ihre spannenden Beiträge.
Fotos: Luca Marie Schönfeld, Thilo Schwer, Kilian Steiner, Stefanie Then
